• Rundbrief 11/2022

     Detmold, den 18.10.2022

    Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen der Gesellschaft,

    wir möchten auf zwei ganz besondere Veranstaltungen des Literaturbüros hinweisen:

    Dienstag, 08. November 2022 um 19:30 Uhr  und  Mittwoch, 09. November 2022 um 19:30 Uhr

    Dorfgeschichten

    Lesung mit Annette Frier

    Die Schauspielerin Annette Frier liest aus dem Künstlerroman "Das Gänsemännchen" von Jakob Wassermann. Einer der populärsten Erzähler seiner Zeit (1873-1934) und heute ein zu Unrecht vergessener jüdischer Autor, schreibt die Lebensgeschichte eines Nürnberger Komponisten. Es sind Stationen einer Lebensgeschichte, die Wassermann kennt: Ankommen, Assimilation, Kunst, Anerkennung, Scheitern.

    Der Künstler Daniel Nothafft steht zwischen zwei Frauen: der spröden Gertrud und der lebenslustigen Leonore. Er heiratet Gertrud und liebt Leonore. Dem Komponisten zuliebe führen sie eine Ehe zu dritt. Das unglückselige Dreiecksverhältnis wird zum Skandal und Daniel zum Gespött der Stadt. Das Dasein eines Komponisten muss er sich hart erarbeiten. Ein Mann, der verzweifelt versucht, die höchsten Gipfel der Kunst zu erklimmen, ein romantisches Musikideal erstrebt und sich geradewegs in den Verlust seines kompositorischen Lebenswerkes verläuft.

    Der Roman ist ein Plädoyer für das Ankommen und Scheitern zugleich, für das pathologische Streben eines Traumes und für die Unvereinbarkeit von Zugehörigkeiten. Wassermann selbst kämpft für ein anerkennendes Ankommen in seinem Leben und endet letztendlich mit der Diagnose der Unvereinbarkeit des Deutschen mit dem Juden. Die Romanfigur Daniel scheitert an dem Druck der Gesellschaft, die ihn auf einen Irrweg führen lässt.

    Mit dem Titel "Das Gänsemännchen" erinnert Wassermann an eine Nürnberger Bronzeskulptur, die einen Bauer zeigt, der zwei Gänse unter dem Arm hält, die er auf dem Markt verkaufen möchte. Die Gänse aber, die ihr Schicksal ahnten, begannen so laut zu schnattern, dass der Bauer nach Hause zurückkehren musste. Sicher eine Erinnerung an die unglückliche Dreiecksbeziehung der Romanfigur, aber auch eine Erinnerung an den Versuch zu leben und dabei zu scheitern.

    Informationen und Anmeldung: Marlen Dettmer, 05231-3080224, dettmer@literaturbuero-owl.de

    Literaturbüro, Westfälisches Freilichtmuseum, GfCJZ in Lippe

    LWL-Freilichtmuseum Detmold - Im weißen Ross - Krummes Haus, 32760 Detmold


    Mittwoch, 09. November 2022 um 11:30 Uhr

    Dorfgeschichten: Schullesung

    Lesung für Schüler*innen

     Die Lesung für Schüler*innen bringt in diesem Jahr einen Klassiker der jüdischen (Jugend-)literatur auf die Bühne: "Das Tagebuch der Anne Frank". Annette Frier liest für Schüler*innen der Mittelstufe Auszüge aus Anne Franks eindrücklichen Tagebucheinträgen über das Leben im Hinterhaus in Amsterdam.

    Zwei Jahre versteckte sich das jüdische Mädchen hier mit ihrer Familie und vier weiteren Personen vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Ihrem Tagebuch vertraute sie ihre Gedanken, Träume und Ängste an und schrieb über ihren bedrohten Alltag auf engstem Raum.

    Dauer der Lesung ca. 1 Stunde.

    Informationen und Anmeldung: Marlen Dettmer, 05231-3080224, dettmer@literaturbuero-owl.de

    Literaturbüro, Westfälisches Freilichtmuseum, GfCJZ in Lippe

    Stadthalle Detmold - Schloßplatz 7, 32756 Detmold


    Außerdem ruft Volt NRW Europa zur Mahnwache zum Erhalt der ehemaligen Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße auf. Gerne geben wir die Informationen zur Mahnwache weiter:

    Samstag, 22. Oktober 2022 um 12:00 Uhr

    Die Hofsynagoge in Detmold muss erhalten bleiben

     Volt fordert den Erhalt, die Restauration und die Übergabe der historischen Hofsynagoge in Detmold an die jüdische Gemeinde.

    "Diese historische Stätte gehört in die Hände der jüdischen Gemeinde. Ihnen wurde bereits mehr als genug genommen und jetzt haben wir die Gelegenheit, ihnen etwas zurückgeben zu können." Kerim Kocakoc, City Lead Volt Lippe

    Am 22.20.2022 veranstaltet Volt ab 12 Uhr eine Mahnwache in der Detmolder Innenstadt mit anschließender Kundgebung an der Ecke Rosental/Lange Straße auf dem Platz vor Müller, C&A und TKmaxx.

    Wir möchten auf die Situation rund um die Hofsynagoge aufmerksam machen, uns für den Erhalt und die Restauration dieser kulturhistorischen Stätte jüdischen Lebens in Deutschland einsetzen und dabei helfen, dass dem Wunsch der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold nachgekommen wird, daraus ein Museum und/oder eine Begegnungsstätte zu machen.

    Wir laden alle Interessierten ein, zusammen mit uns ein Zeichen für den Erhalt zu setzen und sich über das Thema zu informieren.


    In der nächsten Woche gibt es die Möglichkeit, den Kinodokumentarfilm "Walter Kaufmann Welch ein Leben" im Kino Kaiserhof zu sehen:

    Dienstag, 25. Oktober 2022 um 19:00 Uhr

    Walter Kaufmann
    Welch ein Leben!

    Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies

    In ehrendem Gedenken an Walter Kaufmann,

    der am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorben ist

    Gefördert von

    der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien 
    aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
    321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.
    FFA und Kurt und Hildegard Löwenstein/Losten Stiftung

    Projektträger: Internationales Auschwitz Komitee e.V.

    Weltpremiere auf dem 27. Internationalen Jüdischen Filmfestival Berlin/Brandenburg

    Sondervorführung in Detmold im Kino Kaiserhof am 25.10.22 um 19.00 Uhr

    In Anwesenheit des Regisseurs Dirk Szuszies

    Schulvorführungen vormittags am 26.10.22 im Kino mit Regisseur

    Unter der Schirmherrschaft der Antisemitismusbeauftragten NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

    Alle Infos: www.walterkaufmannfilm.de

    Überlebender des Holocaust, Romanautor, Aktivist, Seemann, Korrespondent: Im Leben des am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln sich auf außergewöhnlichste Weise weltweit bedeutende Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des letzten Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken.

    1924 kommt er als Sohn namens Jizchak der armen, jungen polnischen Jüdin Rachel Schmeidler in Berlin zur Welt. 3 Jahre später adoptiert ihn ein wohlhabendes Duisburger Ehepaar, Johanna und Sally Kaufmann. Der Adoptivvater ist promovierter Jurist, angesehener Rechtsanwalt in Duisburg, alteingesessen und prominent. Ein liberaler Jude, dem es zufällt, die Jüdische Gemeinde in den Jahren der Verfolgung zu führen.

    Duisburg ist also Mittelpunkt des jungen Lebens von Walter Kaufmann, die Stadt ist wichtig für ihn geblieben: als Ausgangspunkt des Aufbruchs in die weite Welt, wenn dieser auch unfreiwillig begann. Die Adoptiveltern wurden nach Theresienstadt deportiert und später in Auschwitz ermordet. Im Gegensatz zu ihnen konnte Walter Kaufmann der Vernichtung durch die Nazis entkommen, rettete sich als Jugendlicher mit einem Kindertransport nach England. Wurde dort interniert und mit dem berüchtigten Schiff „Dunera“ von den Engländern nach Australien verfrachtet, wo er noch fast zwei Jahre in einem Internierungslager verbringen mußte.

    Er wurde australischer Soldat, Hochzeitsfotograf, Seemann und später preisgekrönter Schriftsteller. Bewußt entschied er sich Mitte der 50iger Jahre für ein Leben in der DDR. Er behielt seinen australischen Paß, durfte als Journalist und Schriftsteller ausreisen und verarbeitete diese Erfahrungen in zahlreichen Reportagen und Büchern, die in der DDR in extrem hohen Auflagen erschienen. Von 1985 bis 1993 stand er als Generalsekretär dem PEN-Zentrum vor. Hochrangige Auszeichnungen wie der Fontane-Preis, der Heinrich-Mann-Preis sowie der Literaturpreis Ruhr wurden ihm zugesprochen.

    Der Film wandelt auf den Spuren seiner Lebenswege an internationalen Schauplätzen: USA, Kuba, Australien, Japan und Israel. In Deutschland sind die Filmstationen Berlin, wo er seit 1956 lebt, Duisburg, wo er seine Jugend erlebte und Born am Darß, wo er die Sommermonate verbringt.

    Für die Filmemacher sind die wesentlichen Inhalte des Lebens von Walter Kaufmann: die katastrophalen Folgen des Nationalsozialismus, die Bürgerrechtsbewegung in den USA, der legendäre Prozeß gegen Angela Davis, die Erlebnisse in Kuba, die Auswirkungen des Atombombenabwurfs in Japan, die unendliche Geschichte der israelisch-palästinensischen Auseinandersetzung, der Zusammenbruch der DDR, die Wiederkehr nationalistischer, antisemitischer Strömungen in Deutschland.

    Ein wichtiges im Film wiederkehrendes dramaturgisches Element ist die Umsetzung des Briefwechsels von Sally und Johanna Kaufmann mit ihrem Adoptivsohn Walter. Dieser erhaltene bewegende Austausch beginnt mit dem Kindertransport von Walter Kaufmann nach England und endet an dem Tag der Deportation der Eltern nach Theresienstadt.

    Seit seiner Jugend schlägt sich Walter Kaufmann auf die Seite der Verfolgten und Entrechteten dieser Erde. Es ist eine seltene letzte Gelegenheit für junge und ältere Zuschauer, die Welt aus der Perspektive dieses Zeitzeugen vermittelt zu bekommen

    Kino Kaiserhof, Bahnhofstraße 8a, 32756 Detmold


    Und der Lesekreis trifft sich wieder:

    Freitag, 04. November 2022 um 16:00 Uhr

    Cover © Arco Verlag

    Lesekreis

    Es soll gesprochen werden über: „Nullpunkt“ von Artem Tschech

    Das Buch ist als TB/Paperback erhältlich und kostet neu 20,-- €.

    Neue Mitglieder sind im Lesekreis immer willkommen, sie sollten sich jedoch per Mail an die Gesellschaft (gfcjz-lippe@t-online.de) anmelden.

    Der Lesekreis wird organisiert von Ulrike Blanke-Wiesekopsieker

    Das Treffen wird wieder bei Frau Wagner stattfinden.


    Außerdem noch ein Hinweis auf ein sehr interessantes Konzert:

    Sonntag, 27. November 2022 um 18:00 Uhr

    Oratorienchor Detmold singt "A Child of Our Time"

    In lebendiger Auseinandersetzung gemeinsam Mitmenschlichkeit leben

    Detmold (kh). Knapp zwei Wochen werden vergangen sein, dass sich die Reichspogromnacht zum 84. Mal jährte, wenn der Oratorienchor Detmold am Sonntag, 27. November, im Detmolder Konzerthaus das Oratorium „A Child of Our Time“ von Michael Tippett (1905–1998) zur Aufführung bringt. Ein Oratorium, das die Geschichte jener Nacht des 9. November 1938 und den Ereignissen, die ihr vorausgingen, verarbeitet.

    Verzweifelt über die Deportation seiner in Hannover lebenden Eltern ermordet der 17-jährige Jude Herschel Grynszpan den deutschen Botschaftssekretär in Paris. In der Folge überzieht eine nie dagewesene Welle von antisemitischer Gewalt und wüsten Ausschreitungen ganz Deutschland. Dieses schockierende Ereignis und den folgenden Zweiten Weltkrieg vor Augen, fasst Tippett sein Bedürfnis, den Unterdrückten und gesellschaftlich Ausgegrenzten eine Stimme zu geben, in Töne. Mahnung und Appell zugleich, sich für eine auf Freiheit, Toleranz und Frieden ausgerichtete Gesellschaft einzusetzen, bleibt das in den Jahren 1939 bis 1941 entstandene Oratorium jedoch nicht bei der Nacherzählung einer Lebensgeschichte stehen: Tippett knüpft die elementare Fragen nach Schuld und Sühne an, nach Verzweiflung und Hoffnung in einer Zeit, da sich „die Welt auf ihre dunkle Seite drehte", wie es im ersten Satz des Werkes heißt.

    Eindringlich verwebt der Komponist universelle Werte wie Freiheit, Gleichheit und Gemeinschaft zu einem klingenden Ganzen, dessen Aussagen an Aktualität bis heute nichts verloren haben.Großartig,aber auch bedrückend kündet das Werk von der Verantwortung des Einzelnen und der Rolle der Gesellschaft, es singt von Grausamkeit und Unterdrückung, von der Macht der Masse und von den dunklen und hellen Seiten, die ein jeder Mensch in sich trägt. In den Solopartien sind Ann-Kathrin Niemczyk (Sopran), Dorothee Bienert (Mezzosopran), Bernhard Berchtold (Tenor) und Joachim Goltz (Bariton) zu hören. Die Nordwestdeutsche Philharmonie und der Oratorienchor Detmold musizieren unter der Leitung von Florian Ludwig.

    Eingeleitet wird der Abend mit Edward Elgars (1857–1934) Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll.

    Mit Lionel Martin konnte für dieses zu den schönsten seiner Gattung gehörende Konzert ein mehrfach ausgezeichneter junger Solist gewonnen werden.

    Oratorienchor Detmold

    Eintrittskarten für das Konzert, das am Sonntag, 27. November, um 18 Uhr beginnt, kosten 25 bzw. 20 Euro (Studierende/Schüler: 12,50 bzw. 10 Euro) und sind im Haus der Musik (Tel.: 05231-302078) erhältlich.

    Detmolder Konzerthaus, Neustadt 22, 32756 Detmold


    Unser nächster Rundbrief wird über die Veranstaltungen am und um das Gedenken an den 09. November 2022 informieren. Sollten Sie Informationen zum Gedenken in den lippischen Kommunen haben, senden Sie uns diese gerne zu, so dass wir in unserem Rundbrief darauf hinweisen können. Vielen Dank!

    Für Sie alle herzliche Grüße - im Namen des gesamten Vorstandes

    Kristina Panchyrz

     

  • Circular 11/2022 Translation not planned

    Sorry!

    For you all warm greetings - on behalf of the entire board

    Kristina Panchyrz
    (Management)

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