Unsere nächsten Veranstaltungen und Hinweise
Dezember 2023 ![]() Öffentliche Führung durch die Ausstellung "Jüdische Spuren in Detmold" Gegenüber der ehemaligen Hofsynagoge wurde im Beisein von Bürgermeister Frank Hilker und Joanne Herzberg (Jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e. V. - GfCJZ) die Ausstellung "Jüdische Spuren in Detmold" im November wiedereröffnet. Die Ausstellung haben SchülerInnen der Israel-AG des Grabbe-Gymnasiums unter der Leitung von Elisabeth Hecker und Dr. Oliver Arnhold entwickelt. Grundlage für diese Ausstellung ist der Stadtrundgang "Auf jüdischen Spuren" von Gudrun Mitschke-Buchholz. Zusätzlich zu den Informationen und Bildern auf den Bannern haben die SchülerInnen die Ausstellung mit einem digitalen Stadtrundgang ergänzt. Für interessierte Gruppen bietet Dr. Oliver Arnold eine Führung vor Ort an. Bei Interesse melden Sie sich bitte im Büro der GfCJZ (Tel. 05231 29758, Mo 14-16 Uhr oder per Mail gfcjz-lippe@t-online.de). Die Führung wird ca. 1 Stunde daueren. Bruchmauerstraße, Detmold |
Donnerstag, 07. Dezember 2023 und Freitag, 08. Dezember 2023 Verlegung von Stolpersteinen in Schwalenberg und Blomberg Das Projekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig ist im Lauf der letzten Jahrzehnte zu einem festen Bestandteil der Erinnerungskultur in Deutschland und Europa geworden. Der Rat der Stadt Blomberg hat der Verlegung von Stolpersteinen für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft ebenso zugestimmt wie der Rat der Stadt Schieder-Schwalenberg. Beide Städte unterstützen das Projekt tatkräftig, so dass es nun erstmals auch Stolpersteine in Blomberg und Schwalenberg geben wird. Zu den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Blomberg gehörte die jüdische Familie Königheim, die am Kurzen Steinweg an der Stelle des heutigen Gebäudes der Volksbank ein Geschäfts- und Wohnhaus besaß. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts waren sie angesehene Bürger der Stadt, gut vernetzt und auch im Schützenverein aktiv. In Folge der nationalsozialistischen Rassepolitik und heftiger Repressalien wurde ihr Leben in Blomberg immer schwerer, so dass sie sich 1937 zur Auswanderung nach Argentinien entschlossen. Ein weiterer Stein wird für Emma Lipper verlegt werden, die 1942 zur Umsiedelung in ein jüdisches Altersheim in Unna gezwungen wurde, von dort wurde sie in ein Konzentrationslager deportiert und ermordet. Die jüdische Familie Bachrach hatte in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts ein angesehenes Geschäft in Schwalenberg. Die Familie wurde 1938 zur Geschäftsaufgabe und Zwangsverkauf genötigt. Im Anschluss lebten sie gezwungener Weise in Hannover. Von dort wurden sie am 15.12.1942 nach Riga deportiert und ermordet. Orte und Zeiten der Stolpersteinverlegungen: 7.12.2023 Marktstraße 5, Schwalenberg 13 Uhr im Anschluss findet ein kulturelles Programm im Haus Bachrach Städtische Galerie statt. 8.12.2023 Kurzer Steinweg 10-14, Blomberg 10 Uhr. Am Abend findet um 18.30 Uhr ein kulturelles Rahmenprogramm im Rathaussaal Blomberg statt. Für diese ersten Verlegungen der Stolpersteine hat sich in Blomberg und Schwalenberg jeweils eine Stolpersteingruppe gegründet, die sich um die Rahmenveranstaltungen zu den Verlegungen kümmern. Sehr wichtig ist es den Stolpersteingruppen, zu denen ich gehöre, die Nachfahren der Familien, die heute in Israel und den USA leben, zur Verlegung nach Schwalenberg und Blomberg einzuladen. Es bestehen bereits Kontakte. Wir halten es für ein wichtiges Zeichen, dass Familienangehörige der damaligen Opfer bereit sind, zu uns zu kommen und sich mit uns an Ihre Vorfahren und ihre Geschichte zu erinnern. Ausgrenzung und Isolation wird so ein aktives Zeichen der Verständigung und Versöhnung entgegengesetzt. Pastorin Bettina Hanke-Postma Weitere Informationen entnehmen Sie den Flyern Einladung Stolpersteine Schwalenberg und Stolpersteine Blomberg |
Sonntag, 10. Dezember 2023 um 14:00 Uhr ![]() Hinsehen. Aufstehen. Demokratie verteidigen! Großkundgebung zum Tag der Menschenrechte Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Flyer. Kaiser-Wilhelm-Platz, Detmold |
Donnerstag, 14. Dezember 2023 um 19:30 Uhr Nach der Krise - Wege der jüdischen Gesellschaft in die Neuzeit Ein Vortrag von Dr. Rotraud Ries Das Mittelalter endete für die Judenschaft im Alten Reich mit einer fundamentalen Krise. Infolge der Vertreibungen aus den Reichsstädten und vielen weiteren Orten war die jüdische Infrastruktur weitgehend zerstört, Bildungswesen und Gelehrsamkeit stark reduziert worden und die Traditionsliteratur kaum noch vorhanden. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit reichte für größere Geschäfte nicht mehr aus. Der Vortrag zeigt, wie es der jüdischen Gesellschaft gelang, sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen und jüdisches Leben ganz allmählich und mit großen regionalen Unterschieden wieder zu entwickeln. Dabei wird auch das Fürstentum Lippe eine Rolle spielen. Dr. Rotraud Ries studierte im westfälischen Münster mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte, Judaistik und Ev. Theologie mit dem Schwerpunkt auf der jüdischen Geschichte. Der Promotion folgten mehrere Forschungsprojekte im Bereich der frühneuzeitlichen jüdischen Geschichte. Seit 2007 war sie zunächst im Jüdischen Museum Berlin und von 2009 bis 2022 als Leiterin des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken tätig. Haus Münsterberg, Gartensaal, Hornsche Straße 38, Detmold |
Hinweise zu weiteren, themenverwandten Veranstaltungen in der Region finden Sie evtl. über folgende Links:
- "Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken" mit der Internetseite zur Gedenkstätte Zellentrakt in Herford
- Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Herford
Jürgen Hartmann, Mitherausgeber der Online-Publikation "Rosenland - Zeitschrift für lippische Geschichte", hat zur Oerlinghauser Synagoge ein Padlet erstellt:
https://padlet.com/juergenhartmann1/no6hgwcbm32lhzb8
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Stellungnahme des Vorstandes der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. zum Streit um die Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße 37 in Detmold
Schon seit einiger Zeit verfolgen wir mit großer Besorgnis und Ärger den Streit um die Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße 37 in Detmold.
Es ist erstaunlich und ein Glücksfall, dass dieses einzigartige, historisch äußerst wertvolle Zeugnis jüdischer Geschichte unserer Stadt Detmold bis heute stand gehalten hat. Die Errichtung des Kerngerüstes wurde auf das Jahr 1633 datiert. Und nicht nur für unsere Stadtgeschichte ist die Synagoge von hoher Bedeutung: Sie gilt als frühester Beleg für den Typ einer freistehenden Synagoge in Nordwestdeutschland. Es handelt sich um ein einzigartiges Zeugnis jüdischer Geschichte. In ganz Norddeutschland sind lediglich zwei frühneuzeitliche Hofsynagogen erhalten. Der heutige Besitzer möchte das Gebäude abreißen lassen und einen Parkplatz auf dem Grundstück errichten. Ein Bemühen um den Erhalt des jüdischen Bethauses ist nicht ersichtlich. Im Gegenteil: Fotografien der letzten Jahre zeigen, dass die Synagoge immer mehr zerfällt und es scheint nur eine Frage der Zeit, dass dieses so bedeutende Gebäude bald nicht mehr existieren wird. Ein solcher Verlust ist unbeschreiblich.
In Stadtrundgängen und in der neuesten Auflage ihres Buches "Auf jüdischen Spuren. Ein Stadtrundgang durch Detmold" weist Gudrun Mitschke-Buchholz auf den historischen Wert und den Hintergrund der frühneuzeitlichen Synagoge hin. Darauf basierend entstand ein Stadtrundgang in digitaler Form sowie eine Ausstellung gegenüber der Hofsynagoge an der Bruchmauer, erstellt von der Israel-AG des Grabbe-Gymnasiums unter Leitung von Dr. Oliver Arnhold und Elisabeth Hecker.
Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, Prof. Matitjahu Kellig, engagiert sich im hohen Maße für den Erhalt der Synagoge: Er berichtet in diversen Beiträgen in den Medien über den hohen Stellenwert und den Skandal des Zerfalls der Synagoge. Seine Forderung: Die Hofsynagoge soll restauriert werden und es soll z.B. ein Museum zur jüdischen Geschichte in Detmold entstehen - ein Ort der Begegnung und des Dialoges.
Die hohe Bedeutung dieses Zeugnisses frühneuzeitlicher jüdischer Spuren in Detmold wurde zudem in den letzten Wochen in unterschiedlichen Medien deutschlandweit verbreitet.Neben der Hofsynagoge gibt es in unmittelbarer Umgebung zwei weitere erwähnenswerte Zeugnisse frühneuzeitlicher jüdischer Geschichte in Detmold: (1) Eine Mikwe, ein jüdisches Tauchbad zur rituellen Reinigung, die sich unter der Straße ungefähr auf der Freiligrathstraße 2 befindet. Lediglich eine kleine Hinweistafel weist auf deren Existenz unter der Erde hin. (2) Das Geburtshaus von Leopold Zunz, das in der Krummen Straße stand und 1909 abgerissen wurde. Eine Gedenktafel erinnert an ihn, der ein wichtiger Reformer des Judentums war. Dies einbezogen, lässt sich ein kleines frühneuzeitliches jüdisches Viertel in Detmold um die Bruchmauerstraße vermuten. Ein wichtiges Kapitel und damit Teil der Detmolder Stadtgeschichte.
Leider mussten wir in Gesprächen mit Bürger*innen Detmolds häufig feststellen, dass dieser Teil der Geschichte unserer Stadt weitgehend nicht oder lediglich lückenhaft bekannt ist. Die frühneuzeitliche jüdische Geschichte Detmolds ist nicht im kollektiven Gedächtnis in Detmold verankert. Dies möchten wir ändern.
Wir fordern daher die Sichtbarmachung jüdischer Spuren in Detmold, den Erhalt dieser Spuren, diese einzubringen in die Gedenkkultur der Stadt und damit ins kollektive Gedächtnis. Eine Mikwe, die unter der Erde vergraben ist, ein berühmter jüdischer Reformer, der in Detmold weitestgehend unbekannt ist und eine frühneuzeitliche Hofsynagoge, die ihrem Zerfall überlassen wird, sind ein Skandal und lassen ein nicht berechtigtes Licht auf die Detmolder Gedenk- und Erinnerungskultur werfen. Es erscheint, dass die frühneuzeitliche jüdische Geschichte der Stadt verborgen wird. Wir, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, wissen, dass dem nicht so ist. Durch unsere stets gute Zusammenarbeit u.a. mit der Stadt und den Archiven wissen wir, dass die Aufarbeitung und das Gedenken und Erinnern jüdischer Spuren in Detmold eine uns gemeinsame Herzensangelegenheit ist.
Gemeinsam sollten wir - und damit meinen wir nicht nur die Institutionen, Vereine und Organisationen, sondern jede/n einzelne/n Bürger*in Detmolds - uns für den Erhalt, die Sichtbarmachung und die Verbreitung an die Öffentlichkeit dieser jüdischen Spuren in Detmold einsetzen. Wir sollten diese Spuren jüdischen Lebens als das wertschätzen, was sie sind: ein ganz besonderes Kulturgut und ein wertvoller Teil unserer Stadtgeschichte. Wir sollten uns bewusst sein, dass es ein Glücksfall ist, dass die Hofsynagoge und die Mikwe all die Jahre erhalten geblieben sind und uns dafür einsetzen, dass der Erhalt auch in den nächsten 100 Jahren gegeben sein wird. Wir als Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit befürworten jegliche rechtlich-legitimen Bemühungen, die Synagoge zu erhalten.
Außerdem fordern wir Herrn Schnelle dazu auf, die Hofsynagoge an die Stadt zu verkaufen, so dass eine angemessene Restaurierung und Nutzung in dem von Herrn Prof. Kellig beschriebenen Sinne möglich sein wird.
Wenn Sie unsere Gedanken teilen, möchten wir Sie dazu aufrufen, dies mit Ihrer Unterschrift zu verdeutlichen. Eine Liste liegt im Büro der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Haus Münsterberg. Das Büro ist immer montags und donnerstags von 14-16 Uhr besetzt. Sollte es Ihnen in diesem Zeitraum nicht möglich sein, ins Haus Münsterberg zu kommen, rufen Sie uns an (05231-29758) oder schreiben Sie uns eine Mail (GfCJZ-Lippe@t-online.de).
Außerdem planen wir derzeit eine Mahnwache vor der Hofsynagoge. Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, werden wir Sie über Treffpunkt und Zeit der Demonstration informieren.Wir alle hoffen, dass der Streit um die Synagoge in naher Zukunft ein Ende haben wird und wir eine Lösung finden werden. Setzen wir uns gemeinsam für den Erhalt der Hofsynagoge und Spuren jüdischen Lebens in der Detmolder Stadtgeschichte ein!
Detmold, den 25. Juli 2022
Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e. V.
Diese Stellungnahme können Sie als unseren Rundbrief 7/2022 in der PDF-Version herunterladen / This statement can be downloaded as PDF file via our circular 7/2022:
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Religionsgemeinschaften in Detmold positionieren sich zur Hofsynagoge