Eine jüdische Lebensgeschichte aus Augustdorf
Walter Soesmann, 2020
© Klaus Mai und Angelika Böger-Mai
Der ehemalige Leiter der Hauptschule Augustdorf, Klaus Mai, und seine Frau Angelika Böger-Mai haben mit Hilfe von Interviews die Lebensgeschichte von Walter Soesmann aus Augustdorf aufgezeichnet. Dieses biografische Portrait erschien in der Zeitschrift "Der Augustdorfer", Ausgabe 04/2020. Mit freundlicher Genehmigung der Autoren und von Walter Soesmann persönlich dürfen wir diesen lebendigen Text über ein ungewöhnliches Leben hier veröffentlichen:
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Jacob Heinz Wolff wurde am 30. April 1920 in Detmold geboren. Mit seinen Eltern und seinem Bruder Seew Fritz Moritz lebte er in Herford, bis seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Nach ihrem Tod verbrachte er zunächst ein Jahr bei Verwandten in Thüringen, um dann in einem jüdischen Kinderheim in Paderborn untergebracht zu werden. Dort blieb er bis zu seinem 14. Lebensjahr.
Seine Tante Paula Paradies, die er stets in seinen Ferien in Detmold besuchte, gab ihm inneren Halt und vermochte, ihm das schmerzlich vermisste Elternhaus zu ersetzen. So wurde Detmold nach eigener Aussage zu seiner eigentlichen Heimat.
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Kurt Gumpel wurde am 28. März 1922 in Lemgo als drittes Kind der Kaufleute Gustav Gumpel und Rosalie, geborene Mosberg, geboren. Sein Vater betrieb in der Mittelstraße 82 ein Geschäft für „Manufakturen und Betten“. Da die jüdische Gemeinde in Lemgo keinen eigenen Rabbiner oder Prediger hatte, leitete er oft den Gottesdienst.
Bereits 1936 mussten Kurts Eltern ihr Geschäft schließen. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1937 verkaufte die Mutter zwei Jahre später das Haus.
Kurt Gumpel wuchs in Lemgo auf und besuchte zunächst die Volksschule. Der Übergang zum Realgymnasium wurde ihm im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern Hans und Herbert (später Mordechai) verwehrt. Nach dem Abschluss der Volksschule fand Kurt aufgrund seiner Religionszughörigkeit keine Lehrstelle.
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