Walter Soesmann
Eine jüdische Lebensgeschichte aus Augustdorf
Walter Soesmann, 2020
© Klaus Mai und Angelika Böger-Mai
Der ehemalige Leiter der Hauptschule Augustdorf, Klaus Mai, und seine Frau Angelika Böger-Mai haben mit Hilfe von Interviews die Lebensgeschichte von Walter Soesmann aus Augustdorf aufgezeichnet. Dieses biografische Portrait erschien in der Zeitschrift "Der Augustdorfer", Ausgabe 04/2020. Mit freundlicher Genehmigung der Autoren und von Walter Soesmann persönlich dürfen wir diesen lebendigen Text über ein ungewöhnliches Leben hier veröffentlichen:
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Kurt Gumpel
Kurt Gumpel wurde am 28. März 1922 in Lemgo als drittes Kind der Kaufleute Gustav Gumpel und Rosalie, geborene Mosberg, geboren. Sein Vater betrieb in der Mittelstraße 82 ein Geschäft für „Manufakturen und Betten“. Da die jüdische Gemeinde in Lemgo keinen eigenen Rabbiner oder Prediger hatte, leitete er oft den Gottesdienst.
Bereits 1936 mussten Kurts Eltern ihr Geschäft schließen. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1937 verkaufte die Mutter zwei Jahre später das Haus.
Kurt Gumpel wuchs in Lemgo auf und besuchte zunächst die Volksschule. Der Übergang zum Realgymnasium wurde ihm im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern Hans und Herbert (später Mordechai) verwehrt. Nach dem Abschluss der Volksschule fand Kurt aufgrund seiner Religionszughörigkeit keine Lehrstelle.
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Werner Buchholz
(Foto: privat)
Werner Buchholz wurde am 24. Oktober 1922 als Sohn des Kaufmanns Julius Buchholz (s. Gudrun Mitschke-Buchholz: Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold. – Bielefeld 2001) und dessen Frau Elsa, geb. Hellwitz (s. Gedenkbuch) in Detmold geboren.
Den festen Vorsatz, Deutschland zu verlassen und nach Palästina zu emigrieren, setzte die Familie nicht in die Tat um. 1936 zogen sie in der Hoffnung nach Köln, in der Großstadt in größerer Anonymität leben zu können. Doch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht: 1941 wurde Julius Buchholz in das Ghetto Litzmannstadt/Lodz deportiert, wo er ein Jahr später umkam. Das Schicksal von Elsa Buchholz bleibt ungeklärt. Es spricht vieles dafür, dass sie ebenfalls nach Litzmannstadt verschleppt wurde. Sie gilt als verschollen.
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Jacob Wolff
Jacob Heinz Wolff wurde am 30. April 1920 in Detmold geboren. Mit seinen Eltern und seinem Bruder Seew Fritz Moritz lebte er in Herford, bis seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Nach ihrem Tod verbrachte er zunächst ein Jahr bei Verwandten in Thüringen, um dann in einem jüdischen Kinderheim in Paderborn untergebracht zu werden. Dort blieb er bis zu seinem 14. Lebensjahr.
Seine Tante Paula Paradies, die er stets in seinen Ferien in Detmold besuchte, gab ihm inneren Halt und vermochte, ihm das schmerzlich vermisste Elternhaus zu ersetzen. So wurde Detmold nach eigener Aussage zu seiner eigentlichen Heimat.
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Uri Lev-Ron
Am 18. Dezember 1916 wurde Uri Lev-Ron als Rudi Heilbrunn in Detmold geboren. Er war der zweite Sohn des Predigers, Lehrers und späteren Kaufmanns Max Heilbrunn und dessen Frau Else, geb. Buchholz. Sein Bruder Ernst, geboren am 22. März 1914, starb am 26. Oktober 1986 in Israel, seine Schwester Elischewa Limon, früher Gertrud Heilbrunn, lebt in der Schweiz.
Bis zum Umzug der Familie nach Bielefeld im Jahre 1930 besuchte er das Leopoldinum in Detmold und war Mitglied des Jüdischen Pfadfinderbundes, den er 1933 leitete und ihm eine zionistische Prägung verlieh. Schon früh galt sein Interesse der sozialdemokratischen bzw. sozialistischen Politik.
Die gesamte Familie Heilbrunn emigrierte bereits 1933 nach Palästina. Von 1933 bis 1939 arbeitete Uri Lev-Ron zunächst bei der RICA, der Rothschildschen Siedlungsgesellschaft und danach im Orangenhain der Familie.
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Gad Eschel
Am 9. Dezember 1926 wurde Gad Eschel als Gerhart Buchholz in Detmold geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Bernhard Buchholz (s. Gudrun Mitschke-Buchholz: Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold. – Bielefeld 2001) und Irmgard Buchholz, geb. Hellwitz (s. Gedenkbuch).
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Devora Backschitzki
Devora Backschitzki wurde am 5. Mai 1922 als Ilse Buchholz in Detmold geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Bernhard Buchholz (s. Gudrun Mitschke-Buchholz: Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold. – Bielefeld 2001) und Irmgard, geb. Hellwitz (s. Gedenkbuch).
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Elischewa Limon
Am 2. März 1920 wurde sie als Gertrud Buchholz in Detmold als Tochter des Predigers, Lehrers und Kaufmanns Max Heilbrunn und seiner Frau Else geboren. Sie ist die Schwester von Ernst Heilbrunn und Uri Lev-Ron und die Cousine von Devora Backschitzki und Gad Eschel.
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Ruth Margalit
Als Ruth Ehrmann wurde sie am 28. Februar 1931 in Heidenoldendorf bei Detmold als Tochter des jüdischen Kaufmanns Wilhelm Ehrmann und Eva Maria Ehrmann, geb. Baierl, geboren. Die Mutter war katholisch, trat aber 1927 zum Judentum über. Ruth und ihre Brüder Hans und Karl wurden jüdisch erzogen und waren dadurch gezwungen, den Judenstern zu tragen, sie entgingen aber den Deportationen 1941/42.
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Mordechai Gumpel
Mordechai (früher Herbert) Gumpel wurde am 14. Februar 1912 in Lemgo als ältester von drei Söhnen des Kaufmanns Gustav Gumpel und seiner Ehefrau Rosalie, geborene Mosberg, geboren.
Nach der Volksschule besuchte er das Realgymnasium in Lemgo bis zur Mittleren Reife, um danach eine kaufmännische Lehre zu machen. Sein künstlerisches Interesse war aber bereits seit seiner Jugend stark entwickelt, und so absolvierte Herbert Gumpel in den Jahren 1935 bis 1936 eine künstlerische Ausbildung in Frankfurt. Er besuchte das Studio für Bildende Kunst des Kulturbundes Deutscher Juden. Als seine Eltern 1936 ihr Geschäft in Lemgo schließen mussten, ging Gumpel, wie später seine jüngeren Brüder Hans und Kurt auf Hachschara in Neuendorf in der Nähe von Berlin, um sich auf seine geplante Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. 1939 gelang ihm die Emigration nach Palästina, wo er den Vornamen Mordechai annahm.
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Karla Raveh
(Foto: privat)
Karla Raveh, geborene Frenkel, wurde am 15. Mai 1927 als zweitälteste Tochter von Walter Frenkel und seiner Frau Herta, geborene Rosenberg, in Lemgo geboren.
Während des Novemberpogroms 1938 wurden ihr Vater und auch ihr Onkel verhaftet. Karla und ihre Geschwister Helga und Ludwig (s. Gudrun Mitschke-Buchholz: Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Detmold. – Bielefeld 2001) mussten wie alle jüdischen Schüler die staatliche Schule verlassen und besuchten fortan die jüdische Schule in der Gartenstraße in Detmold. (S. hierzu: Gartenstraße 6. Zur Geschichte der eines Detmolder „Judenhauses“ und seiner Bewohner. In: Wolfgang Müller: Juden in Detmold. Gesammelte Beiträge zur jüdischen Geschichte und ihre Aufarbeitung in Archiv und Schule. Hg. v. Micheline Prüter-Müller. – Lage 2008, S. 17-51.)
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